Eine Wickelanleitung für Twisted Coils (verdrillte Drähte). Was man beim Wickeln beachten sollte, kokelnde Freistrecken verhindert, und wie man den Widerstand beliebig anpassen kann.
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Falls bei den Begriffen im Beitrag Fragezeichen über'm Haupthaar aufplöppen: Abkürzungen & Begriffe
- Twisted Coils Vorteile
- Twisted Draht
- Wickeltechnik
- Watte
- Freistrecken verpacken (Wichtig!)
- Widerstand anpassen
- Fazit
- Links & Kommentare
Twisted Coils Vorteile
Twisted Coils aus Drähten mit 0,20 mm Durchmesser, oder dünner…
- …haben ein sehr gutes Oberfläche-zu-Masse Verhältnis.
- …sprechen schnell an, auch bei „wenig“ Watt.
- …können die Dampfreichweite teils erheblich erhöhen. Beispiel: Smok RPM RBA – Test & Wickelanleitung
- …haben keinen Siedeverzug, knallen daher nicht, und schießen keine heißen Liquidtropfen in den Mund.
- …werden nicht schlagartig brutal heiß – beliebig lange Züge sind möglich.
- …kochen nicht sekundenlang nach.
- …heizen den Verdampfer nicht so stark auf.
- …können mit der gleichen Wicklung sehr kühlen oder schön warmen Dampf erzeugen.
- …haben einen sehr breiten sweet spot in dem es schmeckt. Über 100% Leistungssteigerung mit der gleichen Wicklung sind möglich, ohne das der Geschmack leidet.
- …sind durch den breiten sweet spot, und das Ansprechverhalten, auch sehr fürs mechanische Dampfen interessant.
- …sind bei Oberfläche und elektrischem Widerstand praktisch frei konfigurierbar.
Twisted Draht
…ist ein Wickeldraht der aus mehreren einzelnen Drähten besteht, welche miteinander spiralförmig verdrillt sind.
Möchte man ihn selbst herstellen kann man zum Verdrillen beispielsweise einen Mini-Akkuschrauber AM|EB|FT|GB nehmen, einen Schraubhaken AM|EB einspannen, daran den Draht befesten (mehrmals durchziehen zB), und auf der anderen Seite mit einer Zange festhalten.
Es ist essentiell wichtig das alle Drähte straff gespannt sind, sonst stehen Drahtteile später zu weit aus der Wicklung heraus, die zu Hot Spots werden, und schööön lecker schlechten Geschmack / Beigeschmack erzeugen können.
Hat man den gewünschten Grad der Verdrillung erreicht sollte man die Zugkraft unbedingt noch aufrecht erhalten und den Akkuschrauber von Hand 1-2 Umdrehungen zurück drehen, weil der Draht sonst knicken wird – er steht unter Spannung…
Man kann Twisted Draht auch fertig kaufen, siehe unten bei den Links.
Wickeltechnik
Für den Drill-Einstieg sind 0,20er Drähte ideal. Wenn man schon gut wickeln kann dürfen es auch 0,16er Drähte sein. Beim Wickeln sollte man folgendes beachten:
Titan, Kanthal, NiChrom, muss man unter permanentem Zug wickeln. Und im ganz besonderen gilt das für Twisted Coils. Tut man das nicht federt die Wicklung stärker zurück und wird ungleichmäßig – letzteres kann dann zu Hot Spots = Kokeln führen.
Den Draht immer gut straff halten, niemals locker ohne Zug wickeln. Wenn Du eine Umdrehung rum bist hältst Du mit dem Zeigefinger das gewickelte fest (Du drückst einfach auf die Wicklung), lässt den Draht mit der anderen Hand los, und fasst ihn wieder neu an. Und dann machst Du wieder unter Zug die nächste Umdrehung:
Wickelst Du ohne zwischendurch loszulassen, dann verwindest Du den Draht in seiner Längsachse, und er kann mehr Spannung / Eigenleben bekommen.
Probiere mal ein bisschen, Übung macht den Meister… Wenn du mit der „Zeigefinger-festhalten-Methode“ arbeitest kannst Du nach jeder Umdrehung mit der anderen Hand ganz gemütlich einen Schluck Kaffee trinken. 😉
Federn und federn lassen
Eine Twisted Coil federt nach dem Wickeln etwas mehr zurück als eine normale Coil. Deshalb muss man 1-2 Windungen mehr wickeln als man final haben möchte (wie man das korrigiert kommt gleich noch).
Wie stark der Draht zurückfedert hängt von diesen Faktoren ab:
- Titan / Kanthal / NiChrom federn in dieser Reihenfolge am stärksten. Edelstahl federt am wenigsten.
- Durchmesser der Drill-Drähte: Je dünner, desto weniger Stabilität, und mehr Eigenleben.
- Anzahl der Drill-Drähte: Je mehr, desto mehr Stabilität.
Trotzdem würde ein Draht aus 10x 0,05 sehr labil sein. Der Durchmesser der Einzeldrähte ist der Hauptfaktor für Stabilität. - Anzahl der Windungen. Je mehr Windungen man wickelt, umso mehr wird der Draht zurückfedern.
- Durchmesser der Wickelhilfe. Je größer, desto mehr federt es zurück und der finale Durchmesser der Wicklung vergrößert sich. Bei 3x/4x 0,16er Kanthal auf einer 2mm Wickelhilfe ist der Effekt sehr gering, darüber wird er spürbar größer.
Um eine 3mm (ca.) Coil zu erhalten kann man auf einer 2,5 mm Wickelhilfe wickeln. - Zugkraft beim Wickeln. Ist sie zu gering begünstigt dass das Federn erheblich. Wickel-Tools wie zB der Coil Master bauen keine Zugkraft auf den Draht auf und sind für Twisted eher ungeeignet.
Freistrecken positionieren
Um die Freistrecken (Anschlussbeinchen) final auf die exakte Position zu bringen muss man die Wicklung ggf. wieder etwas abwickeln. Ich wickle immer 1-2 Umdrehungen mehr, was gut ist wenn man nicht weiß um wieviel der Draht beim Loslassen zurückfedern wird.
Ich nehme wieder den Zeigefinger, halte damit die Wicklung fest, und ziehe nun einfach langsam am Draht, auf der Anfangsseite der Wicklung. Damit kann man definiert abwickeln, und man wird auch den krummen Anfang der Wicklung los – im Bild ist der Anfang der Wicklung nun auf der rechten Seite:
Zum Abwickeln wirklich nur am Draht ziehen, keine Wickelbewegung machen – damit würde man nur das zurückfedern vergrößern, bzw den Durchmesser am Anfang der Wicklung vergrößern – das will man nicht, wegen Hot Spot Gefahr…
Beim Ziehen lässt Du den Zeigefinger „mitrollen“. Stoppe das Ziehen bevor Du die finale Position erreichst, denn das Beinchen wird beim Loslassen noch von selbst etwas in die gewünschte Richtung gehen.
Hat man zuviel gezogen muss man „neu“ wickeln: Alles wieder so festhalten wie ganz am Anfang, Wicklung komplett straff ziehen (so das alle Wendel wieder eng an der Wickelhilfe anliegen), und wieder einige Umdrehungen wickeln. „Einige Umdrehungen“, weil Du beim straff ziehen relativ viel „abwickeln“ wirst. Das siehst Du dann schon alles, und mit etwas Übung / Erfahrung ist es wirklich kein Hexenwerk.
Die Windungszahl kontrolliere ich final noch mal unter der Lupe, und korrigiere sie noch mal, falls ich mich verdaddelt habe, was natürlich nie vorkommt. 😉
Watte
Wenn man bisher mit Dickdraht gewickelt hat dann wird man sich fragen wie man die Watte durch die Wicklung bekommen soll, ohne sie in einen ansehnlichen Klumpen Altmetall zu verwandeln. Es ist nicht so schwer, nur gewusst wie und ein klein wenig Übung. Das folgende gilt für „Japanwatte“, wie zB Ko Gen Do: AM|EB. Andere Wattesorten können unter Umständen eine andere Menge in der Coil erfordern.
Einen Tropfen Liquid auf das Ende des Dochtes geben und auf 1-2 cm Länge rund zwirbeln. Dieser Teil ist nun hart und kann direkt so durch die Wicklung gesteckt werden:
Dieses harte Ende soll die Coil fast ausfüllen, aber noch vollkommen locker hindurch zu schieben sein, dann stimmt die Menge auf jeden Fall. Ich schneide die KGD meist so das ich noch beide Deckblätter abnehme, manchmal bleibt aber auch eins drauf. Da sie sich gut lagenweise abnehmen lässt kannst Du mit der Menge experimentieren bis es passt – Du kannst auch wieder eine Schicht zugeben wenn es zu dünn war.
Nach dem Zwirbeln gleich durchstecken, denn die Watte geht nach kurzer Zeit wieder ein klein wenig auf, wie auf dem Foto schon zu sehen ist.
Nun kannst Du die Watte mit den Fingern greifen und ganz durchziehen. Mit der anderen Hand und einer Pinzette stützt Du das Wicklungsbeinchen ab, damit sich die Wicklung nicht verbiegt:
Falls Du die Wendel mit etwas Abstand gewickelt hast werden sie sich jetzt zusammenschieben, das it völlig ok. Bei Twisted bleibt zwischen den Wendeln sowieso immer genug Raum, weil sie nicht glatt sind, und sich nur punktuell berühren.
Den mit den Fingern gezwirbelten Watteteil schneide ich dann noch ab – denn wer weiß schon so genau wo ich mit den Flossen vorher gewesen bin! … 😀 Im Ernst, den kann man fürs Modellieren am Liquidloch eh nicht gut gebrauchen, also weg damit.
Die Bewattelung an den Liquid-Löchern soll hier nicht weiter Thema sein, nur eine wichtige Sache noch:
Freistrecken verpacken (Wichtig!)
Deine Twisted Coil wird grandios schmecken, aber nicht wenn die Freistrecken (Anschlussbeinchen) überhitzen!
Bei kleinen Leistungen, oder bei 0,20 dickem Draht, reicht es meist noch wenn man die vorhandene Docht-Watte einfach an die Freistrecken anlegt.
Bei 0,16 Draht, und/oder hohen Leistungen können die Freistrecken überhitzen und den Geschmack flach / komisch und evtl. metallisch / scharf werden lassen. Das kannst Du verhindern indem Du die Freistrecken sorgfältig und rundum in Watte verpackst. Das geht mit trockener oder nasser Watte, schau was Dir besser liegt. Ich zeige es hier anhand trockener Watte:
Trenne die überstehende Watte in einen großen Hauptstrang und einen kleineren Strang:
Den kleinen Strang schlingst Du um die Freistrecke einmal komplett rum:
Den kleinen Strang kannst Du nun zB unter die Hauptwatte legen, je nach Aufbau des Decks, Hauptsache er ist „stramm“, so das die Watte um die Freistrecke dicht anliegt und nicht von ihr absteht. Auch dann noch wenn an der Coil später die Post abgeht…
Ergebnis: Legga Geschmack. 🙂
Ich empfehle Dir wie beschrieben vorzugehen und Watte direkt aus dem Docht zu verwenden. Wenn Du stattdessen nachträglich lose Watte an die Freistrecken „dranklatscht“ kann sie sich durch die „Dauerexplosionen“ der Coil lockern – und in open draw Verdampfern sogar in die Lunge gesogen werden.
Widerstand anpassen
Das Thema „Ohm“ ist bei geregelten Akkuträgern nicht von Interesse – die Dampfleistung ist vom Widerstand nicht abhängig, auch wenn viele Dampfer unwissenderweise anderes glauben & behaupten…
Ausnahme: Man möchte mit sehr hoher Watt-Leistung feuern können, dann darf der Widerstand nicht zu hoch sein. Bei welcher Leistung er wie hoch sein darf, kannst Du bei den Formeln nachschauen:
Ich möchte mit X Watt dampfen. Wieviel Ohm darf meine Wicklung dann höchstens haben?
Bei mechanischen Akkuträgern hingegen ist die Watt-Leistung, und somit auch die Dampfleistung, unmittelbar vom Widerstand der Wicklung abhängig.
Mit Parallel / Twisted Coils hat man eine extrem hohe Anpassbarkeit des Widerstands, einfach indem man die Anzahl der Einzeldrähte und die Gesamtlänge der Wicklung variiert. Es kann am Anfang etwas verwirrend sein wie die Eigenschaften einer Wicklung zusammenhängen, selbst wenn man mit einem Coil Rechner arbeitet, der einem alles automatisch anzeigt.
Die folgende Erklärung dient nur zum grundsätzlichem Verständnis. Ich persönlich berechne gar nichts und nutze den Rechner „Steam Engine“, der es mir erlaubt mit wenigen Klicks die Anzahl und Dicke der Einzeldrähte zu verändern, so das ich meine Vorstellungen von Widerstand, Oberfläche und Windungszahl in Einklang bringen kann: Steam Engine Anleitung
Fazit
Oberfläche, das sei gesagt, ist kein Allheilmittel. Man kann zuviel davon haben, der Geschmack wird dann wieder flacher. Es muss einigermaßen zur Watt-Leistung passen.
- Grobe Orientierung für die Oberfläche:
- Pro 10 Watt ca. 50mm2 Oberfläche.
Wieviel Watt wiederum in einem Verdampfer sinnvoll nutzbar sind, hängt hauptsächlich vom Luftdurchsatz des Verdampfers ab, dann von der persönlichen Zugtechnik-/geschwindigkeit, sowie dem persönlichen Geschmacksempfinden.
- Grobe Orientierung für die Leistung
- MTL: 7-15 Watt
- Restriktives DTL: 7-15 Watt
- Mittleres DTL: 10-20 Watt
- Offenes DTL: 15-40 Watt
- Open Draw: 20-80 Watt
Twisted Coils sind nicht unbedingt etwas für Anfänger. Man braucht etwas Wickelerfahrung, und ggf. die Bereitschaft zu üben falls es nicht gleich bei den ersten Versuchen klappt. Die Belohnung sind äußerst agile, wohlschmeckende, und breitbandige Coils. Fange am besten mit 2x 0,20er Drähten an, da kann nicht soviel schief gehen.
Ich nutze gern die beiden fertigen Drill-Drähte 3x 0,16 und 4x 0,16 von FastTech. Das sind von Haus prima MTL-Drähte für 6 – 20 Watt. Deutlich mehr Leistung geht aber natürlich auch. Ich hab den 3x auch schon parallel gewickelt und mit 40 Watt gedampft, und kokeln wollte er erst bei 75 Watt… (siehe Skyhook-Test).
Anerkennung
Wenn ich dir mit diesem Beitrag helfen konnte, würde ich mich über eine kleine Anerkennung freuen. Ich würde dann sogar mit den Armen rudern – und ich rudere nicht leichtfertig mit den Armen! 😉
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